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2.1.5. Bildung

Arbeit, Kapital und Boden sind in der Klassik die Produktionsfaktoren. Folglich müssten die Länder, die reichlich davon haben, prosperieren. Um genauere Aussagen zu machen, müsste man noch etwas über die optimal Verteilung dieser Faktoren wissen.

So mit dem gesunden Menschenverstand betrachtet, spielt Arbeit und Boden eine geringe Rolle, denn alle Länder, die hiervon reichlich haben, sind ziemlich arm. Ein weiteres Problem besteht darin, dass es bei allen drei Faktoren wohl auf die Qualität ankommt und nicht auf die Masse. Andersherum formuliert, die Aussage ist kompletter Schwachsinn, was dann wiederum die Frage nach den tatsächlich relevanten Produktionsfaktoren aufwirft. Schauen wir mal, was Alfred Marshall dazu sagt.

(Das entscheidende hat Alfred Marschall klar formuliert: "Capital consists in a great part of knowledge and organization: and of this some part is private property and other part is not. Knowledge is our most powerful engine of production.")

Land is meant the material and the forces which Nature gives freely for man's aid, in land and water, in air and light and heat. By Labour is meant the economic work of man, whether with the hand or the head. By Capital is meant all stored-up provision for the production of material goods, and for the attainment of those benefits which are commonly reckoned as part of income. It is the main stock of wealth regarded as an agent of production rather than as a direct source of gratification. Capital consists in a great part of knowledge and organization: and of this some part is private property and other part is not. Knowledge is our most powerful engine of production; it enables us to subdue Nature and force her to satisfy our wants. Organization aids knowledge; it has many forms, e.g. that of a single business, that of various businesses in the same trade, that of various trades relatively to one another, and that of the State providing security for all and help for many. The distinction between public and private property in knowledge and organization is of great and growing importance: in some respects of more importance than that between public and private property in material things; and partly for that reason it seems best sometimes to reckon Organization apart as a distinct agent of production. Unter Land verstehen wir das Material und Kräfte wie Land und Wasser, Luft und Licht und Hitze, mit der die Natur den Menschen unterstützt. Unter Arbeit verstehen wir die ökonomische Betätigung des Menschen, ob mit der Hand oder mit dem Kopf. Kapital sind alle gespeicherten Mittel, die der Produktion materieller Güter und der Erzielung jener Erlöse dienen, die man gewöhnlich als Einkommen bezeichnet. Es ist ein Bestand an Wohlstand, der mehr der Produktion dient, als dass er eine direkte Quelle der Befriedigung ist. Kapital besteht zu einem großen Teil aus Wissen und Organisation und ist teilweise in privatem Besitz und teilweise nicht. Wissen ist das mächtigste Mittel, das uns zur Produktion zur Verfügung steht. Es macht uns die Natur nutzbar und unterwirft sie uns, so dass sie unsere Bedürfnisse befriedigt. Die Organisation unterstützt das Wissen. Es hat viele Formen, zum Beispiel die Form eines einzelnen Unternehmens oder das mehrerer Unternehmen derselben Branche bzw. verschiedener Branchen und deren Beziehungen oder die des Staates, der allen Sicherheit und vielen Hilfe zukommen lässt. Die Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Besitz von Wissen ist von großer und immer wichtigerer Bedeutung und in mancherlei Hinsicht bedeutsamer als die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Besitz von Gütern. Deshalb scheint es manchmal sinnvoll, die Organisation als einen eigenen Produktionsfaktor zu betrachten.

aus: Alfred Marshall, Principles of economics, BOOK IV, THE AGENTS OF PRODUCTION, Land, Labour, Capital And Organization


Damit kann man dann schon mehr anfangen. Land fasst er also viel umfassender auf und bemerkt auch mal ganz beiläufig, dass meist nicht das Land der Engpass ist, sondern Wasser. Als wichtigstes Produktionsfaktor nennt er aber Wissen: "Wissen ist das mächtigste Mittel, das uns zur Produktion zur Verfügung steht."

Das mag banal erscheinen, ist es aber offensichlich nicht. Die von Werner Abelshauser (Werner Abelshauser, Deutsche Wirtschaftsgeschichte) in den siebziger Jahren ausgelöste Debatte um die Bedeutung des European Recovery Programm, besser bekannt unter dem Namen Marshall Hilfe, zeigt die Problematik deutlich. Verkürzt ging es um die Frage, ob die Marshall Hilfe das vielgepriesene deutsche Wirtschaftswunder nach dem zweiten Weltkrieg bewerkstelligt hat oder die deutsche Wirtschaft schlicht wieder auf den Wachstumspfad, der duch die Ausbildung der Bevölkerung vorgegeben war, eingeschwenkt ist. Dafür, dass das ERP Programm für den Wirtschaftsaufschwang verantwortlich war, spricht nicht viel. 1) Erstens ist die Summe von 1,7 Milliarden DM viel zu gering um irgendeine nachhaltige Wirkung hervorzubringen. Das BSP betrug im Jahre 1950 bereits 250 Milliarden DM. 2) Zweitens hätte die Deutsche Bundesbank, so das BSP entsprechend wächst, die Kredite auch qua Geldschöpfung problemlos generieren können, bzw. hätte diese Summe problemlos am internationalen Kapitalmarkt aufgenommen werden können. 3) Drittens setzte der Aufschwung schon 1947 ein, also ein Jahr, bevor überhaupt ERP Gelder flossen und 4) müsste sich das Modell, ja auf andere Situationen übertragen lassen, was ganz offensichtlich nicht möglich ist.

Wäre es möglich, durch zur Verfügung Stellung von Kapital, also von Geld, das wird ja in diesem Zusammenhang darunter verstanden, denn es wird immer als liquide vorgestellt, andernfalls kann es nicht investiv verwendet werden, das Wachstum von Volkswirtschaften zu beschleunigen, wäre dem Fach Volkswirtschafstlehre die Existenzgrundlage entzogen, denn dann wäre alles verdammt einfach. Wir haben aber nach der Wiedervereinigung erlebt, dass ein Land nur auf den durch den Ausbildungsstand vorgegebenen Wachstumspfad einschwenken, aber nicht über diesen hinauswachsen kann.

Die Transferleistungen in die neuen Bundesländer betrugen zwischen 1990 und 2003 etwa 950 Milliarden Euro. Das ist dann allerdings tatsächlich viel. Wenn aber eine Wirtschaft keine Branche hat, die innovative Produkte herstellt und in anderen Bereichen nur den technischen Standard einkaufen kann, der bereits vorhanden ist, der Absatz also nur zur Unterauslastung bestehender Anlagen führen kann, dann ist es völlig egal, wieviel Geld da reingepumpt wird.

Auch die massive Kreditaufnahme in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal, also ein üppiger Zustrom an Kapital, genauer gesagt Geld, hat zu keiner Angleichung mit der Entwicklung anderer Volkswirtschaften geführt. Könnten die Spanier innovative Produkte entwickeln, zum Beispiel ihren massiven Vorteil bei der Gewinnung von Energie aus Thermosolaranlagen ausnützen und um diese Basistechnologie herum den Automobilsektor auf Autos mit Elektromotoren umstellen, könnten sie diesen Umbau auch schlicht über den Kapitalmarkt finanzieren.

Es scheitert nicht am Geld, es scheitert am Know How. Es nützt auch nichts, in Entwicklungsländer mehr Geld zu pumpen, da dieses konsumtiv verpufft. Wissen ist der entscheidende Produktionsfaktor und folgerichtig wäre hier anzusetzen, durch eine drastische Erhöhung der Studienplätze für "ausländische" Studierende, durch eine drastische Aufrüstung der Universtitäten und effizientere Lehrmethoden und durch eine Förderung der Grundausbildung in den jeweiligen Ländern.

Ob wir solche strukturellen Veränderungen allerdings mit Ökodeppen hinbekommen, ist fraglich.

Wissen hat gleich zwei Vorteile. Es ist der entscheidende Produktionsfaktor und es ist billig produzierbar. Anstatt sich mit irgendwelchem Wachstumstheorie Geschwurbel zu beschäftigen, könnten Volkswirte mal konkret herausfinden, warum manche Länder, wie etwa Südkorea, bei ihren Bildungsanstrengungen erfolgreich sind und andere Länder eben weniger. Globale Aussagen à la 'Tunesien hat viele Akademiker' helfen hier nicht weiter. Aus der Anzahl der Akademiker lässt sich nicht entnehmen, wieviele davon tatsächlich unternehmerisch tätig sein können. Ein Heer von Juristen z.B. steigert das BSP um exakt Null Euro. Wahrscheinlicher ist, dass die Sand im Getriebe sind. Wir beschäftigen uns mit dieser Frage in www.recht-eigenartig.de. Rein statistisch sieht es so aus, wie wenn die Länder mit einer hohen Dichte an Rechtsanwälten wirtschaftlich besonders erfolglos sind. Die Anzahl der Juristen scheint zu steigen, je uninspirierter eine Nation ist. (Konkrete Zahlen hierzu auf www.recht-eigenartig.de.)

Bestimmte Aussagen sind aus der Sicht eines Vertreters der dozierenden Ökokaste nachvollziehbar.

Aus entwicklungspolitischer Perspektive ist zunächst darauf zu verweisen, daß nicht nur die Produktion von Wissen knappe Ressourcen verschlingt, sondern auch dessen Aneignung durch Individuen, die Humankapitalbildung. Ein Entwicklungsland, das die wachstumspolitische Bedeutung des Faktors Wissen erkannt hat, sieht sich demnach - mehr noch als (relativ humankapitalreiche) Industrieländer - einem Zielkonflikt zwischen der Förderung der Wissensproduktion (z.B. durch Forschung) und der Wissensverbreitung (z.B. durch formelle Bildung) gegenüber.

aus: Hans-Rimbert Hemmer, Endogene Wachstumstheorien und ihre Implikationen für Entwicklungsländer

Das illustriert uns die ganze Tragik. Hans-Rimbert Hemmer hat das Bundesministerium für technische Zusammenarbeit beraten. Wahrscheinlich hat er denen viel über Zielkonflikte erzählt, aber wenig über Initiativen wie one laptop per child. Bei der Ökokaste in ihrer verbeamteten Form gibt es wirklich einen Zielkonflikt. Man muss sich schon fragen, ob der Staat wirklich Steuergelder für sinnfreies Geschwätz ausgeben will, oder ob er dieses produktiv verwendet.

Wenn ein Vertreter der beamteten Ökokaste Bildung vermittelt, wird es in der Tat verdammt teuer und auch verdammt ineffizient. Es wird dann so teuer und ineffizient, dass auch eine prosperierende Industrienation wie die Bundesrepublik Deutschland an die Grenze der Belastbarkeit kommen.

Ein Entwicklungsland hat aber überhaupt keinen Zielkonflikt zwischen Wissensproduktion und Wissensverbreitung, weil es erstmal vollkommen ausreicht, wenn es auf den Wissensstand anderer Länder aufrückt und mit bestehenden Technologien seine Vorteile, etwa geringere Löhne, klimatische / geographische Vorteile ausspielen kann, bzw. mit bestehender Technologie die Nachfrage des Landes selbst befriedigen kann.

Alle aufrückenden Staaten, Südkorea, China, Thailand, Vietnam etc. übernehmen Technik, die sie mit ihren Vorteilen kombinieren. Hätten sie den Ausbildungsstand prosperierender Industriestaaten, könnten sie sich so schnell entwickeln, wie Europa im Allgemeinen und die BRD im Besonderen nach dem zweiten Weltkrieg, das heißt das Wohlstandsniveau erreichen, das dem Ausbildungsstand entspricht.

Forschung kann durchaus arbeitsteilig organisiert sein. Einrichtungen wie das Max Planck Institut, Helmholz Gesellschaft, Fraunhofer Institut, siehe Forschung und Entwicklung, können diese Forschung betreiben, etwa in kleinteilige Anlagen zur Wasseraufbereitung / Energieversorgung, alternative Pflanzen, siehe Forschung und Entwicklung.

Während es also seit Jahrzenten private Initiativen gibt, an solchen Prozessen ist auch die infos24 GmbH beteiligt, die sich damit beschäftigen, Schulen zu bauen, die Lehrerausbildung zu organisieren, die Ausstattung von Schulen zu verbessern, schwurbelt der Professor noch vom trade off zwischen Wissensproduktion und Wissensverbreitung.

Unsinnig ist es aber tatsächlich, wenn an deutschen Auslandschulen für bestimmte Studiengänge in Deutschland geworben wird, etwa Bioinformatik, das hat der Autor mal unterrichtet, für die es in den jeweiligen Ländern gar keine Arbeitsmöglichkeit gibt, weil dort die entsprechende Forschungslandschaft fehlt. Ein allgemeines Geschwurbel über Wissensverbreitung macht keinen Sinn.

Nachzudenken ist über konkrete Initiativen, ein Projekt wäre zum Beispiel One Laptop per Child (http://one.laptop.org). Einzelne Entwicklungsländer können flächendeckend nicht mit didaktischem Material versorgt worden. Über eine Vernetzung von Laptops könnte dieses Material über eine zentrale Stelle eingespeist werden. Universitäten in Entwicklungsländern ist Zugang zu jeder Art von Information zu geben. Sie müssen dann lernen, Forschungsergebnisse für ihre Zwecke zu nutzen.

In der Realität konnten keine entsprechenden Kapitalbewegungen in die Entwicklungsländer, die sich in der Regel durch eine relativ hohe Bevölkerungswachstumsrate auszeichnen, beobachtet werden. Ein systematischer Aufholprozeß dieser Ländergruppe in bezug auf die Pro- Kopf-Produktion blieb bisher aus. Weder vom theoretischen Ansatz noch von der empirischen Relevanz her kann das traditionelle neoklassische Wachstumsmodell daher befriedigen. Auch wenn die Gründe für die teilweise fehlende empirische Evidenz nicht eindeutig sind, liegt in der fehlenden Erklärung des technischen Fortschritts und / oder des Bevölkerungswachstums der zentrale Mangel des neoklassischen Ansatzes.

aus: ebenda Endogene Wachstumstheorien und ihre Implikationen für Entwicklungsländer

Immerhin ist im aufgefallen, dass die neoklassische Wachstumstheorie und das ganze Cobb-Douglas Produktionsfunktion Geschwurbel Blödsinn ist. Da hätte man aber schon mit dem gesunden Menschenverstand drauf kommen können. Wenn der Unterschied zwischen Geld und Kapital, also Kapital vorgestellt als Anlagen und Maschinen, lediglich in der Zeit besteht, die nötig ist um Geld in Kapital zu verwandeln, dann stellt sich lediglich die Frage, wie lange dieser Zeitraum ist. Ist das Wissen, das benötigt wird, um diese Transformation zu erreichen vorhanden, dann ist der Zeitraum sehr kurz, wie man täglich beobachten kann. Deutsche Automobilhersteller benötigen sehr wenig Zeit, um eine neue Fabrik irgendwo auf dem Globus hinzustellen. Das finanzieren sie mit Geld, also mit bedrucktem Papier, das im Zweifelsfalle eine Zentralbank druckt. Rechnet sich die Anlage, also reicht der Umatz damit sich die Anlage amortisiert, dann tilgen sie den Kredit und vernichten das Geld wieder. In dem ganzen Geschwurbel der neoklassischen Wachstumstheorie haben wir also alle Fehler der Klassik in komprimierter Form. Sie beinhaltet die Mutter aller Fehler, die fixe Idee, dass Sparen, vorgestellt als nicht konsumierte Einnahmen aus der Vergangenheit, die Voraussetzung für Investitionen ist. Wenn der Hemmer noch damit argumentiert, dann fällt er wieder hinter Keynes zurück.

Nochmal: Es hat nach dem Fall der Mauer in Berlin nicht an Kapital gefehlt. Dieses war in einer Üppigkeit vorhanden, die in der Weltgeschichte einmalig ist. Die ehemalige DDR konnte aber nur die Produktionskapazität quantitativ erweitern, was nicht viel brachte, da schon die Wirtschaft der alten Bundesländer den Bedarf deckte. Das Resultat war eine quantitative Ausdehnung und ein gewaltiger Schuldenberg. Bei Entwicklungsländer sieht das anders aus. Sie können mit dem technischen Stand der Industriestaaten ihre eigene Bevölkerung versorgen.

Es kann prinzipiell nicht beobachtet werden, dass Kapitalsammelstellen in komplexe Realinvestitionen investieren, was nicht nur für Entwicklungsländer ein Problem ist. Kapitalsammelstellen investieren überwiegend in Finanzinvestitionen und geregelte Märkte.

Sie investieren lieber in Staatsanleihen, die aufgrund institutioneller Rahmenbedingungen relativ sicher und liquide sind. Wir haben das Problem, dass Kapitalsammelstellen mit der Komplexität von Realinvestitionen überfordert sind.

Entwicklungshilfe wurde noch nie nach irgendwelchen neoklassischem Hokuspokus Quark organisiert, der Hokuspokus war praktisch noch nie relevant und hat außer irgendwelchen verbeamteten Professoren in der universitären Wärmestube noch nie irgendjemanden interessiert.

Beim größten deutschen Entwicklungsprojekt, das Projekt in Khost / Afghanistan, ging es nicht um irgendwelches idiotisches Geschwurbel. Es ging darum und das wurde auch konkret gemacht, mittels geeigneter Pflanzen die Erosion zu stoppen, Wasser zu sammeln, landwirtschaftliche Erträge zu steigern, mit den Mitteln vor Ort die Infrastruktur zu verbessern (Bau von Straßen und Brücken), die medizinische Versorgung zu sichern und Ärzte auszubilden etc..

Es macht sehr wenig Sinn, völlige Laien ohne konkrete Erfahrung in diesem Bereich damit zu beschäftigen, irgendwelches Geschwurbel zu produzieren. So wenig es etwas bringt, einfach nur Kapital, de facto Geld, in irgendwelche Länder zu transferieren, so wenig bringt es, Kapital in irgendwelchem pseudowissenschaftlichen Geschwätz zu versenken.

Allein die Konzeption "Entwicklungsland" ist blanker Unsinn. Es gibt zwischen Ländern wie Somalia und Bolivien, Südafrika und Iran, Vietnam und Peru keinerlei Gemeinsamkeiten. Wir haben Länder wie Argentinien, die in manchen Regionen das Niveau der hochentwickelten Länder erreichen, aber eben nicht flächendeckend.

Wir haben Länder, die in Teilbereichen, etwa der Iran, Spitzentechnologien produzieren, wenn auch auf dem falschen Gebiet, denn anstatt auf die Solarenergie zu setzen, setzen sie auf Atomkraftwerke.

Bestimmte Hochtechnologien, wie etwa das Internet, konnten sich eigenartigerweise alle Länder in sehr kurzer Zeit aneignen. Das liegt höchst wahrscheinlich daran, dass das Wissen, das man hierfür braucht, eben über das Internet selbst verbreitet wird. Dies dürfte auch erklären, warum in den letzten 30 Jahren die Anzahl der Leute, die in der Lage sind, auch dynamische Websites zu programmieren, die also eine Programmiersprache beherrschen, so dramatisch zugenommen hat. Wer es schafft, ins Internet zu kommen, dem steht auf diesem Gebiet jede Art von Information, auf jedem Niveau, 24 Stunden am Tag an sieben Tagen der Woche zur Verfügung.

Sieht man mal von der Tatsache ab, dass alle "wissenschaftlichen" Studien zu diesem Thema einen deutlich ideologischen Charakter haben, weil von der Tatsache, dass die Wertschöpfung, also die Weiterverarbeitung von Rohstoffen, Kaffee, Schokolade, Metall, Holz etc., durch Zölle behindert wird und das Interesse, den Transport / Handel mit diesen Gütern den "Entwicklungsländern" zu überlassen sehr gering ist, abgesehen wird, ergeben sich noch andere Probleme.

Das Geschwurbel zu diesem Thema ist schlicht grauenhaft.

Die Bedeutung von Humankapitalinvestitionen für den Prozeß technologischer Entwicklung in Entwicklungsländern ist weniger eindeutig. So deuten zwar viele Untersuchungen darauf hin, daß Humankapital für den Wachstumsprozeß wesentlich ist. Die Investitionsrate korreliert positiv mit dem Humankapitalbestand in der Ausgangssituation und dem Pro-Kopf- Einkommen. Außerdem wurde gezeigt, daß ein hoher Humankapitalbestand nicht nur die Innovationsfähigkeit stärkt, sondern auch die Fähigkeit, Informationen effizient zu verarbeiten und vorhandenes Wissen sowie Produktionsfaktoren effizient anzuwenden. Qualifizierte Arbeitskräfte können insbesondere dazu beitragen, daß eine neue Technologie reibungslos eingeführt wird. Die Substitutionselastizität von Produktionsfaktoren wird erhöht, wenn das Unternehmen bzw. die Gesellschaft über entsprechend hoch qualifizierte Arbeitskräfte verfügt.

aus: Jürgen K. Zattler, Endogene Wachstumstheorie und wirtschaftspolitische Implikaktionen für Entwicklungsländer: The missing link (Endogene Wachstumstheorie und wirtschaftspolitische Implikaktionen für Entwicklungsländer: The missing link)

Besteht das Humankapital in Pseudowissen von Volkswirtschaftlern, dann ist die Bedeutung für den Prozess der technologischen Entwicklung keineswegs zweideutig, sondern sehr eindeutig. Sie ist Null.

Es gibt kein abstraktes Humankapital, es kommt entscheidend darauf an, worin dieses besteht. Man kann nicht 1000 Volkswirte und 1000 Juristen mit 2000 Ingenieuren vergleichen. Erstere würden ohne letztere verhungern.

Von daher sind "Untersuchungen", die abstrakt mit dem Begriff Humankapital operieren, schlicht Schwachsinn. Um herauszufinden, dass mehr Humankapital die Innvovationsfähigkeit steigert, muss man unbedingt mehrere Millionen Euro für eine Studie ausgeben. Der Autor hätte jetzt eher vermutet, dass der Lama Züchter im peruanischen Hochland das Smart Phone erfunden hat und die Konzeption des TCP / IP Protokoll von einem Ziegenhirt in Somalia stammt.

Überraschend findet er auch, dass es die NASA ist, die eine Sonde auf den Mars schickt und nicht die Eskimos in Grönland. Die Erkenntnis, dass höhere Bildung die Fähigkeit steigert, Informationen zu verarbeiten, ist nun bahnbrechend, dafür sollte der Nobelpreis für Wirtschaft vergeben werden.

Der Autor hätte jetzt eher angenommen, dass ein Frau, die in Bolivien auf der Straße Orangen verkauft, wesentlich schneller den Konstruktionsplan einer Maschine durchschaut, als ein Ingenieur und viel schneller die Leistungsfähigkeit der regular expressions für die Suche in Gendatenbanken erkennt als ein Bioninformatiker. Und wo arbeitet Jürgen Zattler: Beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Im Rahmen einer hochrangigen Podiumsdiskussion zum Thema Bildung wurde in der Ständigen Vertretung Deutschlands eine vom BMZ in Auftrag gegebene Studie präsentiert. Die Panelisten:

Dr. Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der KfW;
Tamsyn Barton, Generaldirektor der Europäischen Investitionsbank;
Dov Zerah, Generaldirektor Agence Française de Développement (AfD);
Richard Weber, stellvertretender Generaldirektor EU-Kommission DG DEVCO;
Dr. Jürgen Zattler, Unterabteilungsleiter 41

tauschten sich mit den Teilnehmern über vielschichtige Aspekte diese Art der innovativen Entwicklungsfinanzierung und den Mehrwert des Instruments auf EU-Ebene aus.

aus: http://www.bmz.de

Die kamen dann du wahrlich bahnbrechenden Erkenntnissen.

"Die Substitutionselastizität von Produktionsfaktoren wird erhöht, wenn das Unternehmen bzw. die Gesellschaft über entsprechend hoch qualifizierte Arbeitskräfte verfügt."

Alter Schwede. Dafür gleich noch einen Nobelpreis. Wird in einem Unternehmen umgestellt von einer Verwaltung via Karteikarten auf SAP dann braucht man dazu Leute, die grundlegende Kenntnisse in Informatik verfügen. Sonst kauft man zwar die Computer und die Software, aber niemand findet den Knopf, mit dem man die Teile anschaltet, dann bringt das also nichts. Wahnsinn! Wer hätte das gedacht.

Volkswirte sind also teilweise eine echte Herausforderung für die Psyche. Nur echte Männer, geprüft im Kampf, mit einer Moral aus Stahl und Durchhaltevermögen, körperlich fit, halten das länger als eine halbe Din A4 Seite durch. Irrwitzig wird es dann hier.

Herr Dr. Zattler hob hervor, dass der Kakaosektor vor zahlreichen Herausforderungen stehe. In den Erzeugerländern sei es notwendig, die Einkommenssituation der Erzeuger zu verbessern, um insbesondere missbräuchliche Formen der Kinderarbeit zu verhindern. Mit der Gründung des Forum Nachhaltiger Kakao werde ein wichtiges Signal für ein gemeinsames Vorgehen für mehr Nachhaltigkeit gesetzt, betonte Herr Dr. Zattler. Ziel sei es, sich in dem Forum über ein Einstiegsmodell für nachhaltige Kakaoproduktion zu verständigen und die Aktivitäten der deutschen Akteure stärker zu bündeln und international zu vernetzen.

aus: www.giz.de

Die gut genährten Beamten sind also besorgt um die Einkommensituation der Erzeuger. Die entscheidende Aussage steht aber hier.

Die EU und der Kakao (Teil 2)

Warum verarbeiten "die" den Kakao nicht selbst?

Der Hauptgrund liegt in den Handelsbarrieren der EU. Da Europa auf verarbeitete Produkte hohe Einfuhrzölle verlangt (auf Kakaobohnen 1,5 %, auf Kakaopulver aber 12 % Zoll) bleibt den Erzeugerländern nur die Rolle als Rohstofflieferant (= Neokolonialsmus).

aus: www.weltladen-alsfeld.de

Diese Aussage wird hier nochmal bestätigt:

Die aktuelle Übersicht der WTO zeigt für die EU, das beispielweise Kakao als Rohkakao 0 Prozent Zollbelastung hat, auf der ersten Verarbeitungsstufe (Kakaobutter) 9 Prozent und auf der zweiten (Kakaomasse) 21 Prozent. Die Daten für Kaffee sind 4 Prozent für Rohkaffee, 11 Prozent für die zweite Verarbeitungsstufe, für Sojabohnen 0 Prozent für den Rohstoff, 6 Prozent für die zweite Verarbeitungsstufe. Vergleichbare Steigerungen lassen sich für Japan und die USA nachweisen. Bei Japan betragen die Steigerungsraten für Kakao 0, 9, 20 %, für Kaffee 0, 0, 13 %, für Soja 0, 0, 9 %, bei den USA für Kakao 0, 0, 6 %, für Kaffee 0, 0, 4 %, für Soja 0, 0, 13 % (alle Daten nach WTO, April 2001).

aus: http://www3.giz.de/E+Z/zeitschr/ez302-8.htm

Das Wissen, die Schokolade bzw. den Kaffee weiterzuverarbeiten, ist in den Ländern durchaus vorhanden, bzw. könnte unschwer eingeführt werden, nur nützen würde es aufgrund der Zölle gar nichts. Wir haben hier also eine besondere subtile Situation. Wir zahlen mit Steuergeldern irgendwelche Beamte, die eigentlich gar nichts bringen, außer ein bisschen Verklärung der Realität.

Auf der anderen Seite zahlen wir nochmal einen Haufen Beamte, die sich solch skurrilen Zollgeschichten ausdenken, denn de facto bedeutet der Zoll, dass der deutsche Konsument mehr für Schokolade / Kaffee bezahlt, als er müsste und in den Herkunftsländern weniger Geld ankommt, so dass sie keine deutschen Maschinen kaufen können.

Einziger Zweck: Der Schutz bestimmter, sehr kleiner Branchen. Mit Ideologie im eigentlichen Sinne haben wir es hier nicht zu tun, denn die Gesamtgesellschaft hat weder ein Interesse daran, überflüssige Beamte zu finanzieren, noch will sie mehr bezahlen, als sie muss. Die Industrie wiederum findet das naheliegenderweise völlig uncool. Das ganze pseudowissenschaftliche Geschwurbel hat hier also nur einen Zweck: Die Verhältnisse so zu verschleiern, dass der Beamtenapparat via Steuergelder weiterhin gemästet werden kann. Beamte sind eine wahre Seuche.

Sollte die Volkswirtschaftlehre noch irgendwo einen Rest an Achtung in der Gesellschaft genießen, wird er so natürlich vollends verspielt.

Doch zurück zu Alfred Marshall. Der hat schon vor 150 Jahren festgestellt, dass Bildung der eigentliche Motor des Wachstums ist. Hätten die Jungs und Mädels von der pseudowissenschaftlichen Laberfront ihn mal gelesen, wären dem Steuerzahler einiges an Kosten für pseudowissenschaftliches Gesülze erspart geblieben.

Knowledge is our most powerful engine of production; it enables us to subdue Nature and force her to satisfy our wants.

Dann macht er aber noch eine Aussage, mit der die Kernaussage von Werner Abelshauser quasi vorweg genommen wird.

(Nota bene, klingt simpel, muss aber mal gesagt werden: ... and thus from every point of view man is the centre of the problem of production as well as that of consumption... Der Autor vermutet, dass hinlänglich klar geworden ist, dass wir keine Gruppe Neoklassik bilden können. Bei Léon Walrase streben die Märkte aufgrund der Markträfte mit derselben Notwendigkeit zum Gleichgewicht, wie sich die Massen durch die Gravitationskraft anziehen. Das Gleichgewicht würde sich auch ohne menschliches Zutun einspielen und dort verharren vom Anfang unserer Tage bis zum Jüngsten Gericht. Alfred Marshall stellt nun etwas im Grunde recht einfaches fest: ... from every point of view man is the centre of the problem of production as well as that of consumption... Klingt simpel, muss aber mal gesagt werden. Man kann es bedenklich finden, dass es gesagt werden muss, aber schaut man in irgendein Lehrbuch der Mikroökonomie und schaut sich dort an, was als Alfred Marshall verkauft wird, dann muss man das eben mal sagen.)

In a sense there are only two agents of production, nature and man. Capital and organization are the result of the work of man aided by nature, and directed by his power of forecasting the future and his willingness to make provision for it. If the character and powers of nature and of man be given, the growth of wealth and knowledge and organization follow from them as effect from cause. But on the other hand man is himself largely formed by his surroundings, in which nature plays a great part: and thus from every point of view man is the centre of the problem of production as well as that of consumption. In einem gewissen Sinn gibt es nur zwei Produktionsfaktoren, die Natur und den Menschen. Kapital und Organisation sind das Ergebnis der von der Natur geförderten menschlichen Arbeit, die von seiner Fähigkeit, die zukünftige Entwicklung abzuschätzen und seinem Willen, Vorsorge zu treffen, geleitet ist. Bei gegebenem Charakter und menschlichen wie natürlichen Potentialen, folgt der Zuwachs an Wachstum, Wissen und Organisation wie jedes Resultat auf eine Ursache folgt. Andererseits jedoch wird der Mensch selber von seiner Umgebung geformt, in der wiederum die Natur eine große Rolle spielt, so dass egal von welchem Blickwinkel man es auch betrachtet, immer der Mensch das zentrale Problem sowohl der Produktion wie auch der Konsumtion ist.

aus: Alfred Marshall, Principles of economics, BOOK IV, THE AGENTS OF PRODUCTION, Land, Labour, Capital And Organization

Aus Arbeit, Kapital und Boden macht er also Mensch und Natur.

Was er genau unter Organisation versteht, führt er nicht aus, außer eben, dass die Organisation das Wissen fördert und sich auf das einzelne Unternehmen, eine Ganze Branche, die Verflechtungen zwischen Branchen und auf den Staat im Allgemeinen beziehen kann. Dann sagt er noch, dass die Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Wissen und Organisation bedeutsamer ist, als die Unterscheidung zwischen privatem und öffentlichem Besitz materieller Güter.

Die Aussage "organization aids knowledge" könnte man so interpretieren, dass völlig chaotische Zustände, die Orientierung deutlich erschweren würden. Wären die Rohstoffmärkte zum Beispiel nicht organisiert, wäre die Orientierung schwierig. Kaufmännische Abläufe müssen sich nach einem Muster vollziehen, andernfalls steigen die Transaktionskosten ins Unermessliche.

Hinsichtlich der Organisation von einzelnen Unternehmen, Branchen, den Verflechtungen zwischen den Branchen und der Organisation des Staates würden wir nun unterscheiden, weil sie sich fundamental unterscheiden. Wissen bezüglich der Organisation einzelner Unternehmen, der Unternehmen einer Branche und Verflechtungen zwischen Branchen ist unmittelbar produktives Wissen, vergleichbar mit Wissen um technische Abläufe.

Liegt dieses Wissen nicht oder in geringerem Umfang als in konkurrierende Unternehmen vor, dann wird der Markt das unmittelbar sanktionieren. Er sanktioniert diejenigen, die sich dieses Wissen nicht aneignen genau wie diejenigen, die das Wissen ihren Geschäftspartner nicht oder nicht ausreichend anbieten.

Völlig anders verhält es sich bei Wissen bezüglich der Organisation des Staates. Der Grenzertrag des Wissens um die Organisation des Staates für den einzelnen ist nahe Null. Hinzukommt, dass auch die Anbieter, Bürokratien, Parteien, Regierungen keinerlei Interesse daran haben, Informationen zu liefern. Was die Angelegenheit dann endgültig unbeherrschbar macht ist der Umstand, dass die Komplexität der staatlichen Organisation die jeder anderen Organisation bei weitem übersteigt und wirtschaftlich so bedeutsam ist, wie alle anderen zusammen. Das ist eines der gravierendsten Probleme, mit denen sich Volkswirte mal befassen könnten, siehe Präliminarien.

Dann geht es weiter.

The growth of mankind in numbers, in health and strength, in knowledge, ability, and in richness of character is the end of all our studies: but it is an aim to which economics can do no more than contribute some important elements. In its broader aspects therefore the study of this growth belongs to the end, if to any part of a treatise on economics: but does not properly belong even there. Meanwhile we cannot avoid taking account of the direct agency of man in production, and of the conditions which govern his efficiency as a producer. Das Wachstum der Bevölkerung, die Verbesserung des Gesundheitszustandes und Kraft, die Vermehrung des Wissens und die Mannigfaltigkeit des Charakters ist das Ziel unserer Studien. Die Ökonomie kann aber hierzu nur einige Elemente, wenn auch bedeutsame, beitragen. Die weiter reichenden Aspekte dieses Wachstum stehen also am Ende dieser Studien, wenn sie überhaupt Gegenstand einer Abhandlung über Ökonomie sein können, sind aber nicht deren Gegenstand. Wir können aber unterdessen vom Einfluss des Faktors Mensch und den Bedingungen, die seine Effizienz als Produzent von Waren bestimmen, nicht absehen.

aus: Alfred Marshall, Principles of economics, BOOK IV, THE AGENTS OF PRODUCTION, Land, Labour, Capital And Organization

Wenn er schon vor 150 Jahre daran zweifelte, dass die VWL die entscheidenden Fragen beantworten kann, er konstatiert, dass die Volkswirtschaftlehre Schnittstellen zu anderen Disziplenen hat, dann wird es wohl Zeit, Bilanz zu ziehen. Unter Umständen ist die VWL auf den "harten" Kern zu reduzieren und sie sollte unter Umständen auf eine Querschnittswissenschaft zurückgestutzt werden.

Nach dem Grundstudium sollten die Studenten zwischen einer Erweiterung hin zu Journalismus, kaufmännischer Ausrichtung, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Wirtschaftsinformatik, Jura, Politologie, Mathematik etc. wählen können.

Das Studium sollte wieder auf Diplom umgestellt, die Regelstudienzeit auf 10 Semester erhöht werden, und mehr Professoren mit tatsächlicher Berufserfahrung außerhalb von Bürokratien eingestellt werden. Promotion und Habilitation sind absolut entbehrlich, da sie kaum mit einem mehr an Qualifikation einhergehen. Einen Professor, der noch nie ein Unternehmen gegründet hat, Vorträge über Existenzgründungen halten zu lassen, ist ähnlich sinnvoll, wie einem Esel das Evangelium predigen zu lassen. Beamter und Unternehmer passt nicht zusammen.

Bei der Frage, wer die Kosten des Bildungssystems tragen soll, diese Frage taucht ja ständig im Zusammenhang mit Studiengebühren auf, wird allgemein so argumentiert, dass sich das Studium für den einzelnen, also für denjenigen, der studiert, rechnet und dieser folglich auch die Kosten zu tragen habe.

Abgestellt wird hierbei meist auf das zweifelsohne zutreffende Argument, dass sich die Akademiker selbst "reproduzieren", was wiederum bedeutet, dass qua Steuergelder Schichten an der Finanzierung dieses Systems beteiligt werden, die von diesem System nur unterdurchnittlich profitieren.

Exakte Zahlen werden bei diesen Überlegungen selten genannt. Den Kosten der akademischen Ausbildung wären erstmal die Kosten der Ausbildung, vor allem die Berufsschulen, gegenüber zu stellen. Zweitens müsste zwischen den einzelnen Studiengängen unterschieden werden. Ein Studium der Medizin ist teurer, als ein Studium der Volkswirtschaftslehre und die Kosten ließen sich allgemein durch mehr Einsatz von Technik, e-learning, drücken.

Des weiteren profitiert auch nicht alleine derjenige, der das Studium aufnimmt, sondern auch das Unternehmen, das ihn später beschäftigt, wobei hierbei zwei Effekte zu unterscheiden sind. Würde das Studium vollständig selbst finanziert, wie dies in Amerika der Fall ist, wäre die Anzahl der qualifizierten Arbeitnehmer geringer und der Lohn, der am Markt durchgesetzt werden kann, höher. Die Unternehmen müssten also mehr bezahlen. (Zumindest wenn man die marktwirtschaftliche Logik zu Ende denkt und hinsichtlich der späteren Verdienstmöglichkeiten belastbare Informationen vorliegen.)

Des Weiteren wäre zu prüfen, ob die Kosten des Studiums nicht durch die höheren Steuern gedeckt sind.

Diese Aussage ist also problematisch:

Die Subvention der Hochschulabsolventen wird von allen getragen, kommt aber besonders ihnen selbst zugute. Weil sie außerdem durchschnittlich wirtschaftlich besser gestellt sind, handelt es sich um eine Umverteilung von unten nach oben.

aus: www.che-consult.de

Verfasser der Studie ist CHE, Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH, eine von Bertelsmann finanzierte Einrichtung, die sich vor allem damit beschäftigt, die gesellschaftspolitischen Vorstellungen des Bertelsmann Verlages unters Volk zu bringen (Centrum für Hochschulentwicklung und http://www.nachdenkseiten.de).

Die ganze Diskussion hängt also an der Frage, was ein Studium tatsächlich kostet und noch mehr, was es bei effizienter Organisation kostet. Die Bertelmänner haben natürlich ein Interesse daran, die Kosten bei Finanzierung durch den Staat sehr hoch anzurechnen, so dass sich Privatuniversitäten, die man letztlich einrichten will, rechnen. Unter Zugrundelegung realistischer Werte, dürfte das mehr an Steuereinnahmen die Kosten des Studium bei weitem decken und vermutlich ein Studium für den Staat eine attraktive Geldanlage sein. Wir kommen darauf gleich anhand konkreter Daten zurück.

Des weiteren, rein ökonomisch betrachtet, hängt die Frage, ob sich Bildung "rechnet" oder nicht, von weiteren zwei Faktoren mit unterschiedlicher Tendenz ab. Durch die Scannerkassen hat sich die Arbeit an der Kasse erstmal drastisch vereinfacht. Musste die Kassiererin früher Tausend Preise im Kopf haben, zieht sie selbige heute nur noch über Scanner. Technik kann also auch Arbeiten vereinfachen.

Wird aber aus einem Drucker ein Mediengestalter für Druck und Printmedien, werden also viele Arbeitschritte, Layout, Druckvorstufe, Druck von einer Person unter Einsatz der Informationstechnologien abgewickelt, dann steigen die Anforderungen drastisch. Ob insgesamt aufgrund der technischen Bedingungen die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen, kann man wohl kontrovers diskutieren. Unstrittig ist nur, dass Anforderungen bezüglich der Organisationen, Organisationen bezeichnet Alfred Marshall als Produktionsfaktor, dramatisch ansteigen. Je komplexer die Beziehungen, desto höher sind die Anforderungen an das Wissen um organisatorische Prozesse.

Wenn wir uns aber nicht ganz bockig anstellen, werden wir wohl konzedieren müssen, dass es einen Zusammenhang zwischen Bildung und Innovationen gibt, weil schlechterdings nicht vorstellbar ist, woher Innovationen sonst kommen sollen. Auf die Idee, dass man Eisen weiterverarbeiten kann, wenn man es erhitzt, kann man zufällig kommen. Man kann auch zufällig feststellen, dass es Pflanzen gibt, die Schmutz abweisen. Will man aber Oberflächen nachbauen, die eben diese schmutzabweisende Wirkung haben, weil man damit Fenster beschichten will, dann ist das nur noch mit gezielter Forschung möglich. Allerdings hätten wir das auch ganz ohne vom Bundesministerium für Bildung und Forschung teuer bezahlte Studien festgestellt. Selbiges hat schreiben lassen.

Theoretische wie empirische Beiträge belegen die besondere Bedeutung von Wissen für das Hervorbringen von Innovationen. Durch den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt wird zunehmend spezialisiertes Wissen benötigt, über das in aller Regel nur Experten verfügen. Aus diesem Grund ist hoch qualifiziertes Forschungspersonal zunehmend eine notwendige Voraussetzung für technologischen Erfolg.

aus: http://www.bmbf.de

Der Autor findet, das hat was, obwohl er zu bedenken gibt, dass die Aborigens in Australien mit Blasrohren auf die Jagd gehen und mit diesen Giftpfeile abschießen. Das ist ganz unstrittig innovativ. Lustig ist im Übrigen noch der theoretische Beitrag. Ein theoretischer Beitrag, existiert schlicht nur in der Theorie. Dem Autor ist völlig unklar, wie man einen theoretischen Beitrag überhaupt liest.

(Es heißt richtig: "Sowohl die Theorie wie auch die empirischen Fakten lassen auf eine besondere Bedeutung von Wissen für die Innovationskraft schließen." Ein theoretischer Beitrag existiert nur in der Theorie, beschäftigt sich aber nicht mit Theorien. Ist aber egal, den das BmBF zahlt den Scheiß zwar, aber es liest eh niemand. Siehe unten.)

Lesen könnte man einen Beitrag, der eine Theorie zum Zusammenhang zwischen Wissen und Innovation herstellt. Und nur Experten verfügen über spezialisiertes Wissen. Das hätte der Autor jetzt eher nicht vermutet. Aber weil spezialisiertes Wissen nur Experten haben, ist hochqualifiziertes Forschungspersonal Voraussetzung für technologischen Erfolg???? Die behaupten also allen Ernstes, dass eine technische Innovation überwiegend von Leuten erfunden wird, die Ahnung haben von Technik? Das glaub ich nicht, die These ist vollkommen abstrus. Ich bin mir absolut sicher, dass die Programmiersprache Java von einem Bademeister in einem städtischen Schwimmbad erfunden wurde. Wie schon öfters bemerkt. Beamte sind eine Seuche.

Das eigentliche Problem bei der Fokusierung von Bildung auf technische Prozesse besteht aber darin, das gleiche gilt bei der ganzen öffentlichen Debatte um die Mint Fächer, dass Innovationen zwar bedeutsam, aber nicht allein ausschlaggebend sind für die wirtschaftliche Entwicklung.

Die Idee rund um das Ampelmännchen der ehemaligen DDR (www.ampelmann.de) eine ganze Produktpalette zu kreieren ist vielleicht nicht die technische Innovation, allerdings wurde diese Idee mit Kreativität und unternehmerischen Härte durchgesetzt, so dass sie erfolgreicher ist, als manche technische Superinnovation, die mit Millionen an Subventionen gesponsert wurde und letztlich scheiterte.

Generell gilt, dass das konkrete unternehmerische Agieren meist bedeutsamer ist, als das Produkt selbst. Der zweite Aspekt, der vergessen wird, wenn die MINT Fächer mal wieder gefeiert werden, ist der Tatsbestand, dass manche Technologien ohne Inhalt völlig sinnlos sind.

Unstrittig ist zum Beispiel, dass noch keine Technologie so gnadenlos in so kurzer Zeit die Welt so verändert hat wie das Internet. Unstrittig ist, dass das Internet, so wie es heute existiert, nicht möglich gewesen wäre, ohne eine unendliche Reihe an Innovationen, angefangen von Programmiersprachen, über HTTP Server und FTP Server, über Bildverarbeitungsprogramme bis hin zu Datenbanken. Ganz zu schweigen von kompletten Betriebssystemen, die kostenlos zur Verfügung stehen.

Unstrittig ist aber auch, dass es ohne Inhalt keine google gäbe, denn ohne Inhalt, braucht man auch keine Suchmaschine. Unterschätzt werden des weiteren die Umsätze, die mit Kultur und Bildung im weitesten Sinne generiert werden und schließlich wird unterschätzt, dass unser Bewußtsein durch Inhalte geprägt wird, nicht durch Technik.

Die MINT Fächer und deren Bedeutung unterliegen genau so dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, wie jede andere Größe. Die Entlohnung kultureller Güter ist nicht niedriger, weil diese weniger nachgefragt, irrelevanter oder weniger bedeutsam sind. Es ist nur schlicht so, dass sich diese Güter besonders leicht reproduzieren lassen und einmal reproduziert, ewig da sind.

Sie werden im eigentlichen Sinne nicht "verbraucht". Während man Autos, Smartphones, Fernseher, Computer immer wieder neu produzieren muss, das Angebot sich im Laufe der Zeit also nicht verzigfacht, ist das bei kulturellen Gütern eben nicht der Fall. Wer will, kann sich die ganze Weltliteratur auf den Kindle laden zum Nulltarif.

Lesen wird er davon, selbst wenn er 24 Stunden am Tag nichts anderes tut, nur einen Bruchteil. Nichtsdestotrotz ist ohne weiteres vorstellbar, dass der Bedarf an Edutainment und damit der Bedarf an Menschen mit entprechender Qualifikation weiter steigt.

Nebenbei erweitert Alfred Marshall aber noch den Begriff Bildung ganz drastisch, er spricht von "richness of character". Er führt nicht genau aus, was er darunter versteht, würde er aber lediglich auf die ökonomische Dimension abstellen, hätte er wohl einen anderen Begriff gewählt. Unstrittig ist nur, dass der "richness of character" bei ihm etwas ist, was sich bildet, oder eben nicht, also nichts ist, was einfach so da ist.

(Die Nähe zur John Stuart Mill und der Schrift On Liberty ist kaum zu übersehen.)

Betrachten wir das ganze Bildungssystem, dann werden wir feststellen, dass ein Konsens darüber herrscht, dass Bildung nicht auf seine ökonomische Verwertbarkeit reduziert wird. Meist unausgesprochen werden auch andere Ziele verfolgt: Die Fähigkeit gesamtgesellschaftliche Prozesse zu bewerten; die Fähigkeit, über existentielle Fragen selbstständig zu reflektieren; Zugang zu haben zu wesentlichen kulturellen Erscheinungen der Menschheit und diese Erscheinungen als authentischen Ausdruck eines bestimmten Bewusstseins zu begreifen; die Fähigkeit, im internationalen Maßstab zu kommunizieren und Ähnliches.

Bei keinem dieser Ziele ist der Erfolg, oder der realisierte Zielerreichungsgrad, irgendwie messbar. Der Autor hat schon in ausgiebigen Diskussion, die er im Übrigen auch für repräsentativ hält, feststellen können, dass Lehrer über die Ziele von Bildungsinhalten gar nicht reflektieren. Hier herrscht ein dubioser, wenn auch äußerst brüchiger und fragiler Konsens.

Lehrern ist sehr schwer zu vermitteln, dass die nationalsozialistische Ideologie nicht den Idealen einer humanistischen Bildung entspricht und folglich die Vermittlung dieser Inhalte in der neueren deutschen Geschichte offensichtlich nicht gelungen ist. Daraus würde dann, so man denn den Widerspruch überhaupt sieht, was nicht der Fall ist, zu folgern sein, dass man was ändern muss, siehe Kulturindustrie oder Aufklärung als Massebetrug.

Allerdings bildet sich diese richness of character bei Alfred Marshall auch nicht in einem formalen Bildungsprozess, sondern als Rückkoppelung zwischen Individuen und Gesellschaft.

.... the growth of wealth and knowledge and organization follows from them as effect from cause. But on the other hand man is himself largely formed by his surroundings...

Der Mensch ist also Ursache seiner Umgebung wird aber wiederum selbst von dieser Umgebung geformt. Man kann das wohl so zusammenfassen. Je komplexer und weitreichender die Beziehungen des Einzelnen und der Gesellschaft sind, desto komplexer wird auch der Charakter oder kurz und bündig mit Schiller.

Im engen Kreis, verengert sich der Sinn
es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken

Friedrich Schiller, Wallenstein, Prolog

Das mit zunehmender Komplexität der Wirtschaft sich auch der Horizont erweitert, ist eine Hoffnung, so ganz von alleine wird es wohl nicht funktionieren. Also völlig egal, ob die "richness of character" über die institutionalisierte Bildung erreicht werden soll oder über die wirtschaftliche Entwicklung, beide Male haben wir eine Baustelle.

Zu Alfred Marshall lernen wir auf jeden Fall durch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Studien bedeutende Zusammenhänge.

Obwohl schon Adam Smith (1776) einen gebildeten Mann mit einer teuren Maschine verglich und sich der Vorteile von Ausbildung gewahr war, wurde das durch Bildung erworbene Humankapital erst sehr viel später explizit in die ökonomische Theorie integriert. Marshall widersprach gar der Existenz von Humankapital als Teil der Ressourcen eines Landes in seinem Klassiker Principles of Economics (1890), obgleich auch er sich der Bedeutung von Bildung bewusst war.

aus: www.bmbf.de

Also mit dem Zitieren nimmt man das ja beim Bildungsministerium für Bildung und Forschung nicht so genau (http://schavanplag.wordpress.com), aber in ihrer eigenen Dissertation hat sie wenigstens noch ungefähr das gesagt, was der ursprüngliche Autor sagte. Aber was ist, wenn man genau das Gegenteil von dem sagt, was der ursprüngliche Autor sagte? Alfred Marshall sagte nämlich eigentlich das:

Knowledge is our most powerful engine of production; it enables us to subdue Nature and force her to satisfy our wants.

In gewissem Sinne hat Alfred Marshall tatsächlich der These widersprochen, dass Humankapital EINE der wichtigsten Ressourcen eines Landes ist. Er hat nämlich gesagt, dass es DIE WICHTIGSTE Ressource eines Landes ist. Obwohl wir allerdings bei den Schwachmatikern vom Bildungsministerium für Forschung und Entwicklung irgendwas entdecken, was nach Gehirn aussieht, kann man bezweifeln.

Das Thema Bildung ist also schwierig, das lernen wir beim Bildungsministerium für Bildung und Forschung.

Wenn aber alles, was das Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Thema Bildung zu sagen hat, sich aus den Studien ergibt, die Schavans Krämerladen finanziert, dann Prost Neujahr. Hinsichtlich der gesellschaftlichen Kosten lesen wir in einer der zahlreichen Studien.

Die Kosten des Staates umfassen dabei die entgangenen, d.h. nicht gezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, die Studierende zahlen würden, wenn sie nach dem Erwerb des Abiturs arbeiteten und nicht studierten und die dazugehörenden Arbeitgeberbeiträge.

aus: www.bmbf.de

Wenn jemand, der keinerlei Qualifikation hat, in den Arbeitsmarkt eintritt, konkurriert er mit einer unendlichen Anzahl anderer Unqualifizierter und mit einer noch größeren Zahl qualifizierter Arbeitsloser. Selbst wenn es ihm gelingt, einen anderen zu verdrängen, ist die gesamtwirtschaftliche Wirkung ein Nullsummenspiel. Dann geht es weiter.

Die Kosten beinhalten des Weiteren die staatlichen Ausgaben für die Hochschule in Form von Personal und Betrieb, welche nach Studienfach aufgrund unterschiedlicher Dauer und Inhalten variieren. So belaufen sich die Gesamtkosten der öffentlichen Hand für ein Jurastudium auf 89.532 Euro und für ein Studium der Humanmedizin auf 116.727 Euro (CHE 2000). Weitere zu berücksichtigende Kosten sind die Sozialausgaben für Studierende wie BAföG und Kindergeld.

Die Angabe der Quelle, CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) 2000, entspricht jetzt nicht gerade wissenschaftlichen Standards bezüglich der Art der Zitierung. Gemeint ist, das erfahren wir aus dem Anhang, die Studie CHE (2000), 'Umverteilung von unten nach oben durch gebührenfreie Hochschulausbildung, Materialsammlung, Gütersloh'.

Der Bertelsmann Verlag will also nachweisen, dass gebührenfinanzierte Unis gerechter sind. Er sieht wohl in den Privatunis ein zukunfträchtiges Geschäftsfeld. Das prinzipielle Problem ist, dass die Zahlen in der genannten Studie (http://www.che-consult.de) nicht genannt werden und zweitens ist natürlich die Frage, wieso das BMBF für eine Studie bezahlt, die ohnehin nur ein Aufguss anderer Studien ist.

Die Bertelsmänner wiederum erzählen lediglich, dass die Zahlen schwer zu ermitteln sind. Ausgewiesen werden die Zahlen allerdings vom Statistischem Bundesamt. Dies kommt auf Kosten von etwa 2500 Euro pro Jahr, also in etwa 10 000 Euro auf vier Jahre.

Das ist zwar nur ein 1/9 des Betrages, der in der BmBF finanzierten Studie genannten Betrag (was dort wohl niemandem aufgefallen ist, denn wer liest schon irgendwelche behämmerten Studien, die man für teures Geld hat erstellen lassen), dem Autor aber noch reichlich üppig erscheint.

Das Statistische Bundesamt hat schlicht die Mittel, die in den Landeshaushalten dafür vorgesehen sind, durch die Anzahl der Studierenden geteilt. 2500 Euro pro Jahr könnte unter den gegebenen Bedingungen so in etwa hinkommen. (Man kann zur Probe eine Gegenrechnung aufmachen. Fiktiv: 700 Stunden im Jahr wird unterrichtet, Dozent bekommt 60 Euro pro Stunde, durchschnittlich 15 Studenten, macht 2800 Euro pro Student. Der Ansatz kalkulatorischer Mieten etc. wäre hier sinnlos, weil die Gebaude in der Regel längst abgeschrieben sind. 60 Euro für einen dozierenden Mittelbau ist im übrigen viel. Der Autor hat 40 Euro bekommen. Teilweise wird aber auch gar nichts bezahlt, weil die Leute, die habilitieren wollen, unterrichten müssen. Die machen das dann kostenlos. Die Zahlen, die das statistische Bundesamt ausweist, dürften also richtig sein.)

Aber auch wenn die Zahl so ungefähr hinkommt, sagt sie noch nichts über den einzelnen Studiengang und die Rationalisierungspotentiale aus. Reine "Literaturstudiengänge", Jura, Politologie, Soziologie, Wirtschaft, Geisteswissenschaften lassen sich deutlich unter diesen Wert drücken und liegen bereits deutlich unter diesem Wert. In diesen Fächern wird auch keine 700 Stunden im Jahr unterrichtet sondern maximal, bei Diplom und Magisterstudiengängen, 350 Stunden. (Wobei die meisten Vorlesungen auch durch e-learning ersetzt werden könnten, das würde die Qualität steigern und die Kosten senken.)

Bei Medizin, Biologie, Chemie, Physik etc. sind die Rationalisierungspotentiale deutlich geringer.

Wissensvermittlung über Vorlesung / Seminar ist ein Modell, welches im Grunde aus dem frühen Mittelalter stammt. In jener Zeit waren Bücher knapp und diese Form der Wissensvermittlung die Einzig mögliche. Heutzutage lassen sich Bücher in nur wenigen Sekunden millionenfach digital reproduzieren. Die Frage ist also, ob diese Art der Wissensvermittlung tatsächlich noch ein zeitgemäßes Modell ist.

Vorlesungen lassen sich, so Profis am Start sind, wesentlich besser über das Internet abbilden. Die Vorlesung steht dann jederzeit zur Verfügung, kann angehalten werden, es können Hintergrundinformationen bei Bedarf nachgeschossen werden, Fragen können, über ein angeschlossenes Forum, konzentriert und exakt formuliert und beantwortet werden, das Material kann immer weiter verbessert werden etc. etc.. Nimmt man die Rationalisierungspotentiale wahr, können Kapazitäten in den Fächern aufgebaut werden, wo diese Rationalisierung nicht möglich ist.

Im Dunstkreis der Bertelsmänner und Anhang, also CHE gGmbH, Initiative neue soziale Marktwirtschaft, Philologenverband und ähnlicher Gespenster wird nun reichlich polemisiert. Irgendwie geht es dabei immer um Eigenverantwortlichkeit, Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen, Wettbewerb und Tralala, wobei man beim Philologenverband noch feststellen kann, dass er mit Wettbewerb vor allem den der anderen meint, denn jede Öffnung der Schulen für Lehrer ohne Staatsexamen, sorgt für lautes Gejaule. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht ein interessantes Phänomen, das wir auch auf der www.recht-eigenartig.de diskutieren. Kompakt organisierte Gruppen ähneln sich in der Art, wie sie ihre Interessen durchzusetzen versuchen. Die Strategien des deutschen Philologenverbandes ähneln den Strategien des deutschen Richterbundes.

Bildung wird verkürzt auf die ökonomische Verwertbarkeit. Hierbei wird vergessen, dass mangelnde Bildung auch jenseits der ökonomischen Verwertbarkeit verdammt teuer werden kann. Führt eine Horde seelenloser und hirntoter Narren eine Volkswirtschaft in den totalen Ruin und das unconditonal surrender, dann war mangelnde Bildung verdammt teuer.

(Wobei natürlich jetzt nicht behauptet werden soll, dass die Oberstudienräder einen sinnvollen Beitrag zur Bildung in diesem Sinne leisten können. Das ist das Dilemma, siehe Kulturindustrie oder Aufklärung als Massenbetrug.)

Die Fokusierung auf die ökonomische Relevanz bezeugt nicht nur, dass bei den Anhängern dieser Ideologie der schulische Bildungsprozess wohl gescheitert ist, sie gibt auch keine Antwort, wieviel in die schulische Bildung zu investieren und wie diese genau zu gestalten ist. Die Reduktion von Bildung auf ökonomische Verwertbarkeit liefert zwar eine Marschrichtung, aber leider kein Ziel und der letzte, der sinnfrei durch die Gegend marschiert ist, war am Schluss nicht mal so weit, wie er am Anfang war.

Wenn wir uns aber die Studien von Institutionen wie der CHE gGmbH anschauen, und es gibt in dieser Liga Tausende, dann schließen wir daraus, dass wir besser daran tun, uns an die vorsichtig formulierenden, austarierten Klassiker zu halten. Insbesondere eben an Alfred Marshall.

Befassen wir uns intensiver mit der "Studie" Umverteilung von oben nach unten durch gebührenfreie Hochschulsausbildung (www.che-consult.de), dann stehen einem schlicht die Haare zu Berge. Die Zahlen stammen vom Autor. Wir sehen jetzt davon ab, dass das gesamte Zahlenmaterial, siehe oben, dass der "Studie" zugrunde liegt, die Kosten etwa um den Faktor 9 überschätzt. Damit wäre das Thema eigentlich schon erledigt.

(1) Studiengebühren, die unmittelbar den Hochschulen zugute kommen, wirken sogar auf beiden Seiten gleichzeitig. Nicht nur die Erlöse steigen, sondern das mit Gebühren verbundene Prinzip "Geld folgt Studierenden" führt zu Wettbewerb um Studierende mit attraktiven Studienangeboten und damit zu Effizienzsteigerungen. (2) Neben der Angleichung von staatlicher und privater Rendite entsteht damit ein zusätzlicher positiver Effekt auf beide Renditen. (3) Heute sind die Renditen zu gering, um dringend notwendige Investionen im Bildungsbereich zu rechtfertigen. (4) Sowohl für öffentliche als auch für private Investitionen liegen die durchschnittlichen Erträge deutlich unter den Ertragsmöglichkeiten bei Investitionen in Sachanlagen. Gebühren würden dem entgegenwirken.

Die Zahlen hat der Autor eingefügt. (1) Die These impliziert natürlich von vorneherein, dass der heutige Professor, der ein leistungsloses Grundeinkommen bezieht, ineffizient ist. So weit entspricht die These der Erfahrung des Autors und auch der Erfahrung von Adam Smith, siehe staatliche Tätigkeit. Warum allerdings durch Studiengebühren die ERLÖSE steigen sollen, erschließt sich jetzt nicht unmittelbar. Unter Umständen würde der Staat, also die Allgemeinheit, Gelder einsparen. Argumentiert man damit, dass die Finanzierung des Studiums über Steuern ungerecht sei, wäre es naheliegend, den Steueranteil zu verringern. Wenn es ungerecht ist, die Hochschulen über Steuern zu finanzieren, dann wird dieses Problem durch Studiengebühren bei gleichbleibender Finanzierung über Steuern nicht gelöst. Die Logik stimmt nur, wenn der staatliche Anteil an der Finanzierung durch Studiengebühren ersetzt werden. Die Erlöse steigen gar nicht. Sagen wollen sie uns, dass sie insgesamt mehr Geld wollen. Genau genommen wollen uns die Bertelsmänner sagen, dass sie Privatunis für ein attraktives Geschäftsmodell halten.

Problematisch ist auch die These "Geld folgt Studierenden". Gemeint ist wohl, dass eine Universtität desto mehr Geld erhält, desto mehr sie Gebühren zahlende Studenten anzieht. Das setzt aber voraus, dass die Studierenden nicht, wie aktuell, die Katze im Sack kaufen müssen, dass also die Leistung transparent am Markt dargestellt wird. Denn wie sollen Studierende von leistungsfähigen Unis angezogen werden, wenn völlig unklar ist, welche denn besonders leistungsfähig sind?

Diese Transparenz ist aber nicht gegeben. Der einzige Steuerungsmechanismus wäre dann die Vermutung, dass höhere Studiengebühren mit einer größeren Leistung einhergehen. Des weiteren bedarf es, um die These mit Leben zu erfüllen, einer konkreten Vorstellung, wie denn ein attraktiveres Studienangebot konkret aussieht.

Des weiteren hätten auch Studiengebühren keinerlei Einfluss auf das Personal, weil ein Zusammenhang zwischen individueller Leitung und Vergütung nach wie vor nicht bestehen würde und wird der Beamtenstatus aufrecht erhalten, kann ein solcher Zusammenhang auch gar nicht bestehen, denn Beamte sind unkündbar.

Ein attraktiveres Studienangebot im Bereich Geisteswissenschaften ist denkbar, bestünde zum Beispiel in Seminaren, die sich mit der Frage beschäftigen, wie sich die Geisteswissenschaften wieder in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen könnten und in der Vermittlung des Wissens, welches man hierfür braucht.

Das ließe sich aber auch mit den derzeitigen Mitteln realisieren, indem man die jetzigen Professoren vor die Tür setzt und mehr Praktiker ranholt.

Ähnlich bei Ökonomie. Denkbar wären mehr e-learning Module, doch auch hierfür bedarf es nicht mehr Geld. Dieselbe Wirkung hat ein Tritt in den Arsch.

Die hypostasierte Effizienssteigerung beruht auf einer unreflektierten Vorstellung über wirtschaftliche Zusammenhänge.

im Übrigen hat der einzelne Professor von einer Gebühr für die Hochschule schlicht gar nichts und derjenige, der die Hochschule managed ebenfalls nicht. Wieso hier Leistungsanreize entstehen sollen, ist völlig unklar.

Leistungsanreize hätte man, wenn man für die jeweilige Fakultät die Anzahl der Asolvente ermittelt, die ein Jahr nach Beendigung des Studium einen Job haben, in anonymisierter Form, plus den Durschnittlsohn. Die Minderleister können dann eliminiert werden. Das geht aber auch ohne Studiengebühren.

Adam Smith plädiert für eine direkte Bezahlung des Dozenten durch die Studenten. Dann hat es zweifelsohne eine Wirkung. Wir wollen konzedieren, dass zumindest bei Lehrbüchern im Bereich Volkswirtschaftslehre der Unterschied zwischen gebührenfinanzierten Unis wie in den USA und rein über Steuergelder finanzierten Unis wie in Deutschland dramatisch ist.

So dramatisch, dass deutsche Lehrbücher in diesem Fach praktisch keine Rolle mehr spielen. Ob aber insgesamt amerikanische Unis deutschen Unis überlegen sind, würde der Autor jetzt erstmal bezweifeln.

Will man sich unter Effizienzsteigerungen irgend etwas Konkretes vorstellen, könnte man an die im Fach Jura weit verbreiteten Repetitorien denken. Deren Existenz verweist wohl auf die Ineffizienz der universitären Lehre.

Allerdings irren die Autoren schon, was die Grundlagen angeht. Privatdozenten, die eine Lehrverpflichtung übernehmen müssen, wollen sie nicht ihren Titel verlieren, haben manchmal Schwierigkeiten, lehren zu können. Das Problem ist weniger Geld, als Organisation.

(2) Gemeint ist, dass nicht mehr der Steuerzahler alleine die Gebühren trägt, sondern eben auch der Studierende. Das vermindert zwar seine "Rendite", erhöht aber die Rendite des Steuerzahlers. Der zusätzliche Effekt ist dann der unter (1) genannte. Auch diese Überlegungen sind falsch.

Ob ein Romanistik Studium den Steuerzahler mehr kostet, als die Berufschule für einen Informatikkaufmann, ist keineswegs klar. Des weiteren gibt es prinzipiell drei Player in dem Spiel. Nicht nur der Studierende und der Staat, sondern auch die Unternehmen.

Auch diese profitieren davon, das sie, Hochschul- / Fachhochschulabsolventen einfach am Markt vorfinden und nicht ausbilden müssen.

Vorgeschlagen wird in der "Studie", dass eine einkommensabhängige Akademikersteuer erhoben wird. Diese könnte man genau so gut von den Unternehmen fordern. Für die Erhebung bei den Akademikern sprechen lediglich Gründe der Praktikabilität der Erhebung. Die Zahlen, die in die Berechnung der Rendite einfließen, sind im Übrigen völlig schleierhaft und übersteigen teilweise die Werte, die das statistische Bundesamt auswirft um das neunfache. Last not least. Der Gedanke, dass die Leute, die von einer Infrastruktur besonders profitieren zur Kasse gebeten werden, ließe sich auch auf andere Gebiete ausdehnen. Nach der Logik müssten auch Vermögende mehr bezahlen wegen der Sicherheit, der Handel mehr, denn er profitiert mehr als die anderen von Straßen. Die Beamten müssten weniger verdienen, denn ihre Arbeitsplatzsicherheit wird durch Inflexibilität erkauft. Sie müssen auch gehalten werden, wenn sie auf Grund struktureller Veränderungen obsolet geworden sind. (z.B. Wenn die Grenzen beseitigt werden, braucht man auch keine Zöllner mehr. Die hat man dann auf den ICE im Inland zur "Wahrung der Sicherheit" mitgeschickt. Die Tätigkeit war zwar sinnfrei, aber der Steuerzahler hat für die Beschäftigung auf Lebenszeit bezahlt.)

(3) Sehen wir mal davon ab, siehe oben, dass die Erlöse gar nicht zunehmen. Das ist nun schwer interpretierbar. Zuerst wird getrennt zwischen privaten und staatlichen Renditen, jetzt haben wir nur noch eine Rendite. Soll der Satz einen Sinn ergeben, dann ist wohl gemeint, dass die staatliche Rendite durch die Erhebung von Gebühren sich erhöht, da die Investitionskosten geringer sind, bzw. ein Teil derselben über Gebüren finanziert wird, was dann aber wiederum heißt, dass die privaten Renditen geringer sind.

Genau genommen müssten aber, davon gehen die Autoren ja aus, die über Gebühren finanzierten zusätzlichen Investionen, das ist ja die Grundthese, die Gebühren werden in der Hochschule investiert, rentabler sein, als die bereits erfolgten Investitionen, der Grenzerlös der gebührenfinanzierten Investitionen müsste also höher sein, als der der übrigen Investitionen.

Nochmal: Wenn die Mittel insgesamt nicht steigen, sondern lediglich ein Teil über Gebühren finanziert werden soll, dann mag es sein, dass es zu einer Verschiebung zwischen privater und staatlicher Rendite zugunsten der staatlichen Rendite kommt.

Wenn aber die Gebühren investiv verwendet werden sollen, sich die Gesamtheit der Mittel also vergrößert, dann kann eine Entlastung nur erfolgen, wenn die Grenzerlöse steigen.

Nochmal: Die These ist, dass die Renditen heute niedriger sind, als Investitionen in Sachanlangen (die These ist zwar auch falsch, aber das lassen wir mal so stehen.) Dieses Problem soll dadurch gelöst werden, dass ZUSÄTZLICHE Mittel investiert werden. Wenn aber die bisherigen Mittel schon weniger rentabel waren als alternative Verwendungen, dann muss die Rentabilität durch die zusätzlichen Mittel, soll die These richtig sein, steigen. Wenn sie aber meinen, dass Steuern durch Gebühren ersetzt werden, die Summe also gleich bleibt, dann steigt die Rentabilität des staatlich finanzierten Teils. Dann steigen aber die Erlöse nicht. Auf gut Deutsch: Der Text ist von A bis Z völliger Blödsinn. In dem Stil geht es dann weiter. Faktisch ist kein einziger Satz richtig.

(1) Weil die Erträge von heute nicht unbedingt ein Signal für die Attraktivität eines Studienfaches am Arbeitsmarkt von morgen sind, birgt jedes Studium ein Investitionsrisiko. (2) Damit das nicht abschreckend auf Studierende wirkt und zu einer Unterinvestition in Bildung führt, hat das CHE ein ausgewogenes und umsetzungsfähiges Modell vorgelegt. Das Studienbeitragsmodell koppelt Studiengebühren an ein Darlehen mit einkommensabhängiger Rückzahlung. Der Staat übernimmt den größten Teil des Invesititionsrisikos, weil er erst dann einen Teil der Investitionserträge abschöpft, wenn diese nach dem Studium tatsächlich anfallen. (3) Analog gestaltet das vom CHE vorgeschlagene InvestiF-Modell die Reform des BAFöGs, indem die erfolgreichen Absolventen für die Finanzierung des Lebensunterhaltes während des Studiums aufkommen.

(1) Die Aussage ist erstmal richtig. Kein Leser dieser Zeilen würde seine Hand für irgendeine Prognose über die Arbeitsmarktsituation in fünf Jahren ins Feuer legen. Selbst die Rentabilität von Studiengängen wie Medizin kann sich von einem Tag auf den anderen ändern, zum Beispiel schlicht dadurch, dass der deutsche Markt für ausländische Ärzte, im Moment Europa, geöffnet wird.

Im Übrigen hängen die Verdienstmöglichkeiten in der Medizin ab von der Leistungsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Es mag gut sein, dass eine alternde Gesellschaft einen größeren Bedarf hat an medizinischen Dienstleistungen hat, das heißt aber noch lange nicht, dass diese auch tatsächlich finanziert werden können.

Allgemein besteht aber nicht nur bei der Investition in Bildung ein Risiko. Jede Investition ist riskant und je weiter diese in die Zukunft reicht, desto riskanter ist sie.

Allerdings sieht der Autor nicht, wie das Problem durch den von den Autoren vorgeschlagenen Weg gelöst, bzw. entspannt werden soll. Der Autor sieht die Lösung eher in der Reduktion des Studiums auf Kernkompetenzen einerseits und auf einer breiten Ausbildung andererseits.

Das heißt zu Deutsch. Man vermittelt z.B. in Mikroökonomie die wirklich relevanten Zusammenhänge verbal, mathematisch, graphisch oder wie auch immer, wie es dem jeweiligen Studenten eben gerade gefällt. Verzichtet aber darauf, denselben Inhalt auf drei verschiedenen Arten und dann auch noch oberflächlich zu erklären.

In der damit gewonnen Zeit unterrichtet man dann Kernkompetenzen in anderen Fächern: SAP, Datenbanken, Statistik, Psychologie, Soziologie whatever.

Das heißt zu Deutsch, man baut das Studium modularer und fächerübergreifender auf und erkennt Studienleistungen, die in anderen Fächern erbracht worden sind an. So wie dies früher beim Magisterstudiengang der Fall war und teilweise auch beim Diplomstudiengang VWL.

In einem Geschichtsstudium wurden auch Scheine aus Soziologie und Politologie anerkannt. Professoren mit konkreter Berufserfahrung, wobei die mangelnde Berufserfahrung der Professoren ein Problem ist, könnten diesbezüglich wertvolle Tips geben.

Damit könnte auch eher auf einen sich immer weiter ausdifferenzierenden Arbeitsmarkt reagiert werden. Reine Ökonomen braucht kein Mensch. Ökonomen mit Chinesisch Kenntnissen, Ökonomen mit Schwerpunkt Statistik, Ökonomen mit fundierten Programmierkenntnissen schon eher.

Das Investitionsrisiko sollte man verringern, wie jeder Unternehmer dies tut, oder zumindest versucht. Ein Unternehmer wird versuchen den Markt auszutesten, ohne dabei Kopf und Kragen zu riskieren.

(2) Genau das sollte eben nicht passieren. Wenn die Jungs und Mädels Professoren was drauf haben, vor allem eben Berufserfahrung haben, dann ist es deren Aufgabe durch entsprechende Studienangebote das Risiko zu minimieren und nicht Aufgabe des Steuerzahlers.

Haben die Professoren in puncto Risikobewertung denselben schwachen Durchblick wie der 19 jährige Student oder die Bildungsbürokratie, dann sind sie an der Uni falsch. Der Staat hat lediglich zu ermitteln und zu veröffentlichen, wieviel Studenten ein Jahr nach dem Studium in Lohn und Brot sind und den durchschnittlichen, bezogen auf die Fakultät, monatlichen Verdienst. Aus diesen Zahlen ergäbe sich dann unschwer und objektiv welche Fakultät was auf der Pfanne hat und welche nicht.

Das würde für eine Steuerung vollkommen reichen. Über Fakultäten, die dann von der Norm erheblich abweichen, muss man sich dann unterhalten. Professoren werden dafür bezahlt, Studenten zu einem berufsqualifizierenden Abschluss zu führen. Unter berufsqualifizierend kann aber nicht die theoretische Möglichkeit gemeint sein.

Das Risiko auf den Steuerzahler abzuwälzen, das heißt auf die Allgemeinheit, ist eine ganz schlechte Idee. Das wird gegenwärtig so gehandhabt, ist aber kein vernünftiger Zustand.

Die Überwälzung dieses Risikos auf den Staat ist eines der gravierendsten Probleme. Das Risiko haben die Professoren zu tragen, denn dafür werden sie bezahlt. En passant sei noch bemerkt, dass dies bei der durch das Arbeitsamt finanzierten beruflichen Weiterbildung nicht so läuft. Bildungsträger, die keine entsprechenden Vermittlungsquoten nachweisen können, erhalten keine Aufträge mehr. Zumindest in der Theorie.

(3) Die Koppelung der Rückzahlung an das Einkommen ist bereits beim BAFöG realisiert. Die Idee ist älter als die grünen Hügel Afrikas.

In dem Tenor geht es dann weiter. Wer verstehen will, warum das zentrale Problem, die Professoren und die Organisation der Hochschulen selbst bei den Studien keine Rolle spielen, der muss sich klar machen, wer der Träger der CHE ist. Das ist einmal der Bertelsmann Verlag, der verspricht sich wohl von einer zunehmenden Privatisierung der Hochschulen ein neues Geschäftsfeld, denn im Internet ist er mit Lycos.de, buch.de, napster.com etc. etc. gnadenlos auf die Schnauze gefallen und macht jetzt Geld nur noch mit Boulevard Blättern wie Stern oder mit Unterschichten Glotze à la RTL. Ob der Bertelsmann Verlag zum Thema Bildung allzu viel zu sagen hat, vor allem in seiner erweiterten Form, kann man bezweifeln. Zum anderen die Hochschulrektorenkonferenz.

Es ist nun sehr naheliegend, dass letztere wenig geneigt sind, auch mal das eigene Personal und die eigene Leistungsfähigkeit kritisch zu überprüfen. Der Fokus innovativer Vorschläge liegt eindeutig bei Maßnahmen, die andere zu erbringen haben. Studenten, Bund, Länder, Steuerzahler. Nach eigenen Angaben verpulvert die CHE pro Jahr 3 Millionen Euronen, davon stammt die Hälfte vom Bertelsmann Verlag, wobei, das ist nun mal leider so, niemand weiß, was eigentlich das BmBF für Studien wie diese austütet:

Bologna Prozess aus Sicht der Hochschulforschung

Die hat auf jeden Fall mal einen interessanten Titel: 'Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung, Analysen und Impulse für die Praxis'.

Leider müssen wir befürchten, dass die vom BmBF finanzierten "Studien" auch die intellektuelle Spannkraft der Beamten beim BmBF widerspiegeln. Dies müssen wir um so mehr vermuten, als ein Staatsekretär dem BmbF ein Vorwort zu diesem Prachtstück geschrieben hat.

Die nationale Hochschulforschung zeigt mit dem vorliegenden Tagungsband, dass sie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt: Sie liefert empirische Evidenz, wo bislang feuilletonistische Eindrücke überwogen. Sie kann so nachweisen, dass in Bezug auf „Bologna“ die Lage an den deutschen Hochschulen deutlich besser ist als oftmals öffentlich behauptet. Sie versachlicht somit die – in den letzten Jahren manchmal hitzig geführte – allgemeine Hochschuldebatte. Das ist auch für die politische Konsensfindung von erheblicher Bedeutung.

Na dann schauen wir mal, wie die nationale Hochschulforschung unsere Erwartungen erfüllt und greifen einfach hinein ins bunte Leben.

Auffallend ist, dass an konkrete Inhalte eines Studiums kein Gedanke verschwendet wird, die Ziele des Bologna Prozessen nebulös mit "Schaffung eines attraktiven, wettbewerbsfähigen und gerechten Europäischen Hochschulraums mit hoher Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern" beschrieben wird.

Daraus abgeleitet wird dann das Ziel der besseren "Kompatibilität und Komparabilität". Wieso größere Kompatibilität und Komparibilität ein Studium wettbewerbsfähiger und attraktiver machen sollen, versteht nur, wer die Logik der Kurzgeschichten von Bertold Brecht versteht.

Diese sollen den Leser zum nachdenken anregen, geben aber keine Antwort.

Kompatibilität kann erwünscht, wenig förderlich und schlicht unmöglich sein. Erwünscht ist sie unstrittig bei Medizin. Ein deutsches Krankenhaus, welches einen spanischen Arzt einstellt, kann ein Interesse daran haben, zu wissen, was dieser eigentlich genau im Studium gemacht hat. Anzunehmen ist jedoch, dass hier die Kompatibilität, da fachlich zwingend, schon vorher vorlag.

Die Kompatibilität eines Romanistikstudiums in Deutschland und Italien ist nun wenig förderlich. Italiener brauchen etwa drei Monate, um Spanisch zu lernen, Deutsche etwa 1,5 Jahre. Studiert aber jemand direkt Italianistik, dann legt er unter Umständen ein Studienjahr in Florenz ein, um dort Italienisch zu lernen.

Sind die Italiener dann auf demselben Sprachniveau wie er selbst, wird das eine enttäuschende Erfahrung.

Bei Jura wird das dann ulkig mit der Kompatibilität. Der ganze fette Brocken Handelsrecht, in Deutschland ein eigenständiges Gesetzeswerk, ist in Italien zum Beispiel integriert in den codice civile.

Neu ist die Erkenntnis, dass man wettberwerbsfähiger wird, indem man Wettbewerb abschafft. Bezüglich der Geisteswissenschaften war das System der romanischen Länder immer schon stark verschult, während man in Deutschland (zu Magisterzeiten) weitgehend tun und lassen konnte, was man wollte.

Folglich hatte man vorher eine Auswahl, die man jetzt nicht mehr hat. Ob die Kompatibilität im Bereich Geisteswissenschaften sinnvoll ist, kann man bezweifeln. Wenn es kein konkretes Berufsziel gibt und die dozierende Kaste noch weniger Plan hat, als die Studierenden, überlässt man es besser den Studierenden selbst, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Das setzt aber Alternativen voraus und nicht Kompatibilität. Wenn alle das Gleiche machen, gibt es keine Alternativen mehr.

Schwurbelig geht es dann weiter und wir bezweifeln immer mehr, dass die nationale Hochschulforschung, vom BmBF gefördert, mit einer, wie üblich, unbekannten Summe, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt.

Die Einführung von Qualifikationsrahmen wurde im Jahr 2003 in den Katalog der Bologna-Ziele aufgenommen. Ihnen kommt eine Schlüsselstellung zu zwischen Studienstrukturen, Qualitätssicherung, Anerkennung von Studienleistungen und der sozialen Dimension. Bisher wurden in acht der am Bologna-Prozess beteiligten Hochschulsysteme nationale Qualifikationsrahmen eingeführt, die sich an einem auf europäischer Ebene vereinbarten Meta-Qualifikationsrahmen (Framework of Qualifikations for the EHEEA) orientieren. Qualifikationsrahmen sind auch ein Instrument, durch welches das Prinzip der Kompetenz- und Ergebnisorientierung Verbreitung finden soll. Bisher sind die Wirkungen auf Studierende noch minimal.

Qualifikationsrahmen sollen hierbei "Learning Outcomes", also Bildungsziele definieren. Die definieren wir natürlich für Fächer wie Elektrotechnik, Physik, Medizin, Chemie ohne weiteres, dafür brauchen wir nicht mal einen Qualifikationsrahmen.

Aber was ist der "Learning Outcome" in einem Fach wie Literaturwissenschaft, Geschichte, Linguistik, Philosophie?

Wenn sich das aber nur individuell beantworten lässt, also das jeder für sich definieren muss, dann fragt man sich, wie dem Qualifikationsrahmen eine Schlüsselstellung zukommen soll. Und wenn schon der Qualifikationsrahmen ziemlich auf der Metaebene angelegt ist, kann er durch den Meta-Qualifikationsrahmen kaum noch gesteigert werden.

Dass man über Wissen kritisch reflektieren soll, die Relevanz / bzw. Irrlevanz erkennen sollte und auch in der Lage sein sollte, allgemeines Wissen, zum Beispiel die Konsumentenrente, auf ein konkretes Problem anwenden können sollte, ist naheliegend. Wieso aber die Umbenennung von Studiengängen dies herbeiführen soll, ist völlig schleierhaft.

Ein weiteres Problem der Studie besteht darin, dass die Autoren, überwiegend Soziologen und Pädagogen, keine Ahnung haben vom universitären Betrieb.

Motivation müsse im Rahmen hochschuldidaktischer Maßnahmen für Lehrende besonders berücksichtigt werden. Hochschuldozent(inn)en sollten die Chance erhalten, die Wirkung kompetenz- und zielorientierten Lernens der Studierenden zu erfahren. Wenn sie den Einfluss neuer Lehr- und Lernmethoden selbst erführen, könnten sie das notwendige Wissen und die Fähigkeiten am besten erlernen.

Es ist völlig unklar, wieso Hochschuldozent(inn)en durch den Bologna Prozess motiviert werden sollen, sich für Fragen der Didaktik zu interessieren. In den entscheidenden Parametern ändert der Bologna Prozess nichts. Kompetenz- und zielorientiertes Lernen müsste auch Inhalte in Frage stellen, denn Inhalte, die prinzipiell nicht handlungsorientiert angewendet werden können, wie etwa der ganze Schnulli mit der ordinalen Nutzenmessung, hat außerhalb der "Wissenschaft" kein Ziel. In der Volkswirtschaftslehre hat der Bologna Prozess zu einer Reduktion geführt, keineswegs aber zu einer kompetenzorientierten Didaktik. Noch blauäuiger ist dann das.

Das entwickelte Kompetenzmodell kann Hochschullehrer(inn)en eine Möglichkeit zur kritischen Reflexion ihrer Lehre und ihres Selbstverständnisses bieten. Gemeinhin wird fachliche Expertise als zentrale Kompetenz von Lehrpersonen an Hochschulen verstanden, damit einhergehend wird die Hauptaufgabe der Dozent(inn)en als Wissensvermittler gesehen. Im Rahmen des Modells ist in den Tätigkeitsbereichen Lehre und Prüfen Fachwissen jedoch nicht an erster Stelle angesiedelt. Das Kompetenzmodell legt vielmehr nahe, dass ohne didaktische Fähigkeiten und Feedback der Lehrenden keine Kompetenzentwicklung der Studierenden gelingen kann.

Die Ziele, die in der vom BmBF finanzierten Studie, Verbesserung der Lehre, Reflektion über Inhalte, stärkerer Bezug zur Praxis, Reflexion über Ziele etc. sind grundsätzlich zu begrüßen, allerdings ist völlig unklar, was das mit dem Bologna Prozess zu tun hat und wieso der Bologna Prozess hier zu irgendwelchen Änderung führen soll. Und last not least: In Bereichen wie Medizin sollte der Dozent doch eine vertiefte Vorstellung von dem haben, was der da unterrichtet, die Fachkompetenz sollte da ganz eindeutig Vorrang haben.

Verbesserungen können nur mit den oben beschriebenen Methoden erreicht werden. Das heißt, dass für jede Fakultät jeder Uni ermittelt und veröffentlicht werden muss, wieviele Studienabgänger 1 Jahr nach Beendigung des Studiums tatsächlich einen Job haben und der durchschnittliche Verdienst. Dieses Kriterium wäre hart genug, um eine tatsächliche Selektion zu bewirken und objektiver als jede individuelle Bewertung einzelner Profs über Seiten wie www.meinprof.de oder irgendwelche Rankings. Das wäre auch deshalb sinnvoller als der Bologna Prozess, weil er den Hochschulen die Möglichkeit gibt, sich flexibel und schnell an veränderte Marktbedingungen anzupassen.

Die angestrebte Kompatibilität, also Uniformität, der Studiengänge bewirkt, dass Änderungen selbst dann nicht ohne weiteres eingeleitet werden können, wenn die Fehlentwicklung gesehen wird. Der Bologna Prozess wird offensichtlich von der Hoffnung getrieben, dass große Institutionen eher in der Lage sind, Prozesse zu steuern, als kleine. Nehmen wir das BmBF mit seinen unendlichen Studien in unzähligen "Forschungseinrichtungen" als Beispiel, dann spricht für diese These rein gar nichts. Die beste, schnellste und effizienteste Steuerung leistet immer noch der Markt.

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Bildungspolitik in der Praxis

Die Bedeutung der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden wird bei Marshall deutlich relativiert. Ins Zentrum rückt der Bildungs- und Ausbildungsstand.

Weiter wird die Möglichkeit empirischer Forschung in den Sozialwissenschaften relativiert, weil das Resultat der Forschung einerseits selbst Produkt einer Entwicklung ist und andererseits auf die Entwicklung Einfluss nimmt.

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